Die Forstwirtschaft im Stadtwald und die Folgen des Klimawandels standen auf der Agenda vom Hauptausschuss und Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung. Was das für den Sinziger Stadtwald bedeutet, hat der Haupt- und Umweltausschuss bei einem Rundgang auf dem Mühlenberg erfahren berichtet die Rhein-Zeitung (RZ).
Nach zwei trockenen Sommern ist die Fichte ein Auslaufmodell. Sinzigs Förster Stephan Braun: „Es brennt zwar nicht der Busch, aber wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass vom Borkenkäfer einige Hektar Wald kahl gefressen werden, der ist nicht im Heute angekommen“. Bis Mitte Juni mussten aufgrund von Borkenkäferbefall bereits 3.600 Festmeter Fichte gefällt werden. „In unserem Einzugsbereich hatten wir mit 20 000 Festmetern Fichte an Holzernte gerechnet, wir werden aber wohl bei 70 000 Festmetern Ende des Jahres landen“, ergänzte Bolko Haase, Leiter des Forstamts Ahrweiler. Die Böden seien so trocken, dass es am besten nun monatelang regnen müsse. „Wenn das Jahr vorbei ist, wird es hier keine Fichte mehr geben, die grün ist und dicker als 30 Zentimeter Durchmesser“, führte Braun die rasante Entwicklung vor Augen. Ein Problem ist es Braun zufolge angesichts des angespannten Holzmarkts, Unternehmen zu finden, die das Holz aus dem Wald holen und verarbeiten. Wegen der Borkenkäferplage sei es wichtig, das Holz so schnell wie möglich abzutransportieren. Abzuwarten sei auch, wie die im vergangenen Sommer gegründete Kommunale Holzvermarktungsorganisation Eifel (KVO) wirtschafte.
Umdenken bei der Waldbewirtschaftung
In jedem Fall sei ein Umdenken angesagt, was die Waldbewirtschaftung angehe. Der Sinziger Stadtwald umfasst 890 Hektar, davon 550 Hektar im Harterscheid, der Rest verteilt sich auf dem Ziemert und dem Mühlenberg. Der größte Anteil des Sinziger Stadtwaldes ist Buchenwald mit 48 Prozent, gefolgt von der Eiche mit 24 Prozent, 9 Prozent Kiefern, 7 Prozent Fichte und 0,7 Prozent Douglasie.
An zwei eindrucksvollen Beispielen führte Stephan Braun die Zusammenhänge funktionierender Biodiversität aus.
Es gelte nun zu klären, welche Bäume gepflanzt werden sollen, um den Wald zukunftsfähig zu machen. Doch sei nicht einfach. Als Baum der Zukunft wurde in den vergangenen Jahren die Esche gesehen. „Doch jetzt sorgt ein Pilz dafür, dass die Eschen dem Eschentriebsterben zum Opfer fallen“, führte Braun aus. Zwar bietet sich die Douglasie als wirtschaftliche Alternative zur Fichte an, ist aber auch in Fachkreisen umstritten. Deshalb entschieden sich die Ausschüsse in der anschließenden Sitzung mehrheitlich gegen die Pflanzung der 400 geplanten Akazien. Förster Braun riet an, Roterlen und Edelkastanien zu pflanzen.
Pflege ist wichtig für Verjüngung
Laut dem Forsteinrichtungswerk, das 2014 Jahren beschlossen wurde, und das noch für weitere fünf Jahre gilt, gibt vor, welche Mengen der jeweiligen Baumarten eingeschlagen werden dürfen. Brauns fachlicher Appell an die Ausschussmitglieder lautete, den Hiebsatz auszuschöpfen. Seitens der Grünen gab es dazu Kritik, dass in diesem Jahr 480 Festmeter Eiche im Sinziger Stadtwald geschlagen worden, für das kommende Jahr jedoch 775 Festmeter vorgesehen seien. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt – sollten wir nicht sehen, dass wir den Wald erst einmal ganz in Ruhe lassen?“, so die Meinung der Grünen.
Braun entgegnete: „Wir betreiben keinen Kahlschlag. Alle Einschläge sind pflegerische Maßnahmen“, betonte der Förster. Wer dicke Eichenstämme haben wolle, der müsse ringsherum für mehr Freiraum sorgen. Dies trage auch zur Verjüngung bei. Heißt, wenn der Wald gelichtet wird, haben Buchen- und Eichentriebe gute Chancen sich zu entwickeln.
Die eindrucksvollen Beispiele funktionierender Biodiversität auf dem Mühlenberg, mit einer reichen Vielfalt von Lebensformen und Arten, verdeutlicht die durchdachte Arbeit und gibt Hoffnung. Naturverjüngung, proaktive „Klumpenpflanzung“ von klimastabileren Mischbaumarten, und auch die Jäger tragen dazu bei, den Sinziger Stadtwald klimastabiler zu gestalten.