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Sinzig. 70 Jahre schon gibt es die Freien Wähler in Sinzig. Die FWG beging dies mit einem Festakt am Tag der Deutschen Einheit im Pfarrheim St. Peter mit einiger Prominenz. So gratulierten unter anderem Landtagsmitglied Joachim Streit, Vorsitzender der FWG Landtagsfraktion, und Stephan Wefelscheid (MdL), Vorsitzender der Landesvereinigung und Geschäftsführer der Landtagsfraktion. Anlässlich des großen Jubiläums hatte Reiner Friedsam, FWG-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, eine Chronik zusammengestellt, in der Interessierte sich über die Historie der Partei informieren können.
Zum Zeitpunkt der Gründung der damaligen Wählergruppe Hartmann bestand der Sinziger Stadtrat nur aus zwei Parteien: der CDU mit zwölf Sitzen und der SPD mit sieben Sitzen. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Stadt und des Amtes Sinzig hielt man absolute Mehrheiten und das Zweiparteiensystem für nicht tragbar. So trafen sich vor der Kommunalwahl 1952 nach einigen Vorgesprächen 22 gestandene und pflichtbewusste Bürger, breit gestreut durch die Sinziger Einwohnerschaft, im Hotel Jägerhof zur Gründung einer Freien Wählergruppe, einer Bürgerliste, mit der zur anstehenden Kommunalwahl angetreten wurde. Nach damaligem Wahlrecht musste die Wählergruppe nach dem Spitzenkandidat benannt werden. Die Wählergruppe Hartmann „Bürgerliste Sinzig“ war gegründet. Auf Anhieb konnte die „Bürgerliste Sinzig“ rund 22 Prozent der Stimmen erzielen und die absolute Mehrheit brechen. Walter Hartmann, Rudolf Bley, Albert Keller und Josef Hesseler waren die ersten Stadträte der Wählergruppe. In der Amtsverwaltung war die Bürgerliste durch Erich Meurer, Peter Lohmer und Josef Schmickler vertreten.
Aktuell ist die FWG mit neun Sitzen im Stadtrat vertreten und stellt vier der Ortsvorsteher: Gunter Windheuser für die Kernstadt, Alexander Albrecht in Bad Bodendorf, Mario Wettlaufer in Westum und Hans-Jürgen Koffer für Franken. Zudem fungiert FWG-Mitglied Roland Janik als Beigeordneter. Außerdem stellte die FWG bei den jüngsten Kommunalwahlen mit Christoph Geron, Sohn des Sinziger Bürgermeisters, den jüngsten Kandidaten für einen Sitz im Kreistag Ahrweiler. Mit Melanie Hürlimann hat die FWG eine Nachfolgerin für deren Vorsitzenden Alexander Albrecht gefunden. „Es bedarf Mut und Entschlossenheit, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, trotz Herausforderungen durch Pandemie und Flutkatastrophe schauen wir optimistisch in die Zukunft und werden uns weiter für das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger, insbesondere der Kinder und Jugend engagieren“, sagte Hürlimann in ihrem Grußwort. Friedhelm Münch, der 25 Jahre Fraktionsvorsitzender war, sagte: „Wir haben gerungen, sind auch schon mal gescheitert, ich habe öfters den Gedanken gehabt ,Mit dem red ich nie mehr‘, mich aber dann doch wieder vertragen, wenn unrichtig entschieden wurde, dann war es dennoch demokratisch.“ In der aktuellen Situation nach der Flut brauche die Stadt vieles, nur nicht immer weiter politische Auseinandersetzungen. „Da sind die Aufgaben zu groß für“, betonte Münch im Hinblick auf den Wiederaufbau.
Hier konnte Bürgermeister Andreas Geron nur unterstreichen, dass es sowohl für Kommunen wie auch für Privatpersonen nahezu unmöglich ist, die Frist der Antragstellung auf Förderungen aus dem Wiederaufbau bis Mitte 2023 einzuhalten. „Wenn das nicht geht, aus der Jahreszahl 3 eine 4 zu machen, um so die Frist um ein Jahr zu verlängern, dann werden wir diese gigantischen Aufgaben, die auf uns zukommen, nicht lösen. Deshalb mein dringender Appell auf Verlängerung der Frist – wenn das Miteinander von Bund, Ländern und Kommunen so nicht gelebt werden kann, muss da was geändert werden.“ Eng verbunden ist der FWGLandesfraktionsvorsitzende Joachim Streit mit Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron. Streit, ehemals auch Bürgermeister seiner Heimatstadt Bitburg und später Landrat im Eifelkreis Bitburg-Prüm, war früher Mitgesellschafter von Geron. Mit den Worten „Wir lassen euch nicht im Regen stehen“ überreichte Streit der Vorsitzenden Hürlimann einen Regenschirm. „Es ist gut, dass an der Ahr so ein enormer Zusammenhalt existiere und der Begriff Solidarität mit Leben erfüllt wurde, und auch, dass 30 Milliarden Euro investiert werden sollen. „Das Irre ist aber, dass das Geld nicht unbürokratisch zu den Menschen kommt, nicht einzuhaltende Fristen nicht geändert werden und bei steigenden Handwerkerkosten mit 20 Prozent in Vorleistung gegangen werden muss“, sagte Streit verärgert. Gratulant Stephan Wefelscheid hatte in seinem Beitrag die Landesregierung und die ADD harsch kritisiert (wir berichteten). Die Feierlichkeiten, an denen auch Vertreter der anderen Stadtratsfraktionen teilnahmen, wurden von Holger Queck am Flügel begleitet. Zudem hielt Gartenexpertin Heike Boomgaarden und WernerOllig, Leiter der Gartenbauakademie Rheinland-Pfalz, einen Impulsvortrag.
Quelle: Rhein-Zeitung, Ausgabe K, 07.10.2022 von Judith Schumacher